Wir wollen uns zuallererst ganz herzlich bei unseren Projekt- und Netzwerkpartner:innen bedanken.

Unseren 12 Projektpartner:innen sei hier gedankt für die geleistete tolle Arbeit an den Digitalisierungsprojekten trotz der leider noch immer pandemie bedingten widrigen Umstände. Danke für Eure ungebrochene Motivation und Euer Engagement.

Die Digitalisierungsprojekte 2021 haben sich erneut mit den verschiedensten Facetten Berlins beschäftigt.

Hier ein Rückblick auf die 2021er Projekte:

Die digitale Edition des Briefwechsels der Brüder Grimm (Projektträger Grimm-Sozietät zu Berlin e. V.) zeigt den Wert Berlins als Zentrum der entstehenden modernen Philologien im 19. Jahrhundert; sie geben zudem Zeugnis von Kultur und Lebensalltag der Zeit. Der Briefwechsel wird zusammen mit der Staatsbibliothek zu Berlin – SPK digitalisiert, dort liegen die Briefe auch im Original.

Einen anderen Blick auf die Lebenswirklichkeiten des 19. Jahrhunderts nehmen die Werke (Gemälde, Grafiken) von “Berliner Künstlerinnen” ein. Das Projekt des Stadtmuseums Berlin macht ausschließlich Werke von Frauen digital zugänglich und nutzbar. Neben der digitalen Publikation von mehr als 300 Objekten geht es hier um die digitale lexikographische Erschließung der Biographien der Künstlerinnen. Dieses Projekt wird übrigens parallel im Brandenburger Förderprogramm betrieben – das erste Digitalisierungsprojekt dieser Art.

“Berlin Patterns” – das Stichwort aus dem zweiten Projekt des Stadtmuseums – der Digitalisierung von Stickmusterbögen (Mitte 19. Jahrhundert). Neben der klassischen Digitalisierung und Veröffentlichung widmet sich das Projekt der Frage, wie dieser Bestand aus gemeinfreien Stickmustervorlagen die Stick-Kreativ-Community des 21. Jahrhunderts inspirieren und zur weiteren Nutzung der Daten anregen kann. 

Gänzlich andere Berliner Muster werden im Projekt des Lette Verein Berlin aufgetan: Berlin zeichnet Mode – Die Zeichentradition in der Modeausbildung in und an Berliner Modeschulen wird in diesem Projekt digital und abschließend in einer virtuellen Ausstellung dargestellt. Der Lette Verein kooperierte im Projekt 2021 mit dem Stadtmuseum Berlin, der HTW Berlin sowie der Kunstbibliothek (SPK).

Theater- und technikgeschichtliche Spuren hinterlässt die Berliner Bühnentechniker-Dynastie Brandt und leistete damit ihren Beitrag zum Ruf Berlins als der Theatermetropole zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert. Der spektakuläre Entwurf des “Fafner”-Wurms für eine “Siegfried”- Aufführung (Bayreuth und Berlin) als auch die Lehrsammlung sind prägend für Generationen von Bühnentechniker:innen und Szenograf:innen. Das durch die Senatskanzlei Wissenschaft geförderte Projekt des Instituts für Theaterwissenschaften der FU Berlin wurde von digiS mitbetreut. 

Ein weiteres großes Kooperationsprojekt zwischen dem Technikmuseum, der Erich Spiekermann Foundation sowie der Kunstbibliothek (SPK) und der Staatsbibliothek (SPK) erschließt digital Berlins typografisches Erbe, indem historische Druckschriften als Schriftmusterbücher sowie als Andrucke von Blei-, Holz- und Kunststofftypen digital und open access zugänglich gemacht werden. 

Künstlerische Spuren des 20. Jahrhunderts sind Thema beim Georg Kolbe Museum. Nachdem die eigentliche Sammlung Georg Kolbes digital nahezu komplett veröffentlicht ist, digitalisiert das Haus die Werke der Künstlerkolleg:innen Kolbes sowie Objekte aus Kolbes privater Kunstsammlung und einige frisch erworbene Teile seines Nachlasses.

Auf einem ganz anderen Gebiet wiederum prägte Hugo Häring das Gesicht Berlins. Der Architekt gehört zu den bedeutendsten Vertretern des Neuen Bauens in Berlin. Mit der digitalen Verfügbarmachung setzt das Baukunstarchiv der Akademie der Künste (AdK) einen Impuls für einen “mutigen und progressiven” Umgang mit nachhaltiger Architektur in Berlin und darüber hinaus.

Die Ost-Berliner Lebenswelten des Fotografen Kurt Schwarz werden vom Industriesalon Schöneweide digital zugänglich gemacht und sind auch bereits auf museum-digital zu sehen. Kurt Schwarz, heute 83 Jahre, war als freier Fotograf in der DDR tätig. Seine Fotos beleuchten die Arbeits‐ und Lebensbedingungen der ostdeutschen Gesellschaft auch jenseits des offiziellen „Wunschbildes der Partei“. 

CC BY-NC-SA): Kurt Schwarz: Sechs Kinder auf Schlitten, 1962. SW-Foto Industriesalon Schöneweide

CC BY-NC-SA 4.0: Kurt Schwarz: Sechs Kinder auf Schlitten, 1962, Industriesalon Schöneweide

Westberliner Lebenswirklichkeiten finden sich in den Produktionen der Känguruh-Film GmbH, besonders bekannt sein dürfte die filmische Langzeitstudie “Berlin – Ecke Bundesplatz” (1986-2021).  Die Kinemathek macht in ihrem diesjährigen Digitalisierungsprojekt das Produktions- und Fotoarchiv der Känguruh-Film digital zugänglich.

Mit besonderen Gegenwartsbezügen warten diese beiden Projekte auf:

Koloniale Kontexte – Das Projekt des Brücke Museums erschließt die Ethnografica-Sammlung von Karl Schmidt-Rottluff. Die Daten der Sammlung sind bereits jetzt öffentlich verfügbar auf Wikimedia Commons. Digitalisierung, Erschließung und Veröffentlichung erfolgen im Austausch und im Dialog mit Expert:innen aus dekolonialen Initiativen, BIPoC und Zivilgesellschaft. 

Migration, Flucht als Stadtteilgeschichte – Das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum dokumentiert die Folgen von Flucht innerhalb des Stadtteils. Ebenfalls als großes Kooperationsvorhaben aufgesetzt, wird die Besetzung der früheren Gerhart-Hauptmann-Schule (GHS) in Kreuzberg durch Geflüchtete vom Museum digital dreidimensional dokumentiert, wissenschaftlich erforscht und sozialhistorisch analysiert. Details zu allen Projekten finden sich ab April 2022 in den Abschlussberichten auf unserer Website.

Netzwerk-Konferenz 2021

Die Pandemie treibt die Digitalisierung  in den Kulturerbeinstitutionen voran: Prozesse, Strukturen, Kommunikation und Zusammenarbeit müssen neu gestaltet werden. Wie beeinflussen äußere und innere Faktoren die Projektpraxis, die Projektkommunikation, -arbeitsweisen, -ethiken und letztlich natürlich die (fachlichen) Ergebnisse? Mit diesen (neuen) Herausforderungen haben sich die Teilnehmer:innen und Gäste auf unserer 9. digiS-Jahreskonferenz “If life gives you lemons, make lemonade” – vom Umgang mit dem Unerwarteten. Digitale Transformation gestalten” auseinandergesetzt. Die Diskussion dieser Themen stand im Mittelpunkt der World Cafés, die den zweiten Tag der Konferenz prägten. Bereits am ersten Tag ging Dr. Doreen Mölders (LWL-Museum für Archäologie) in ihrer Keynote auf die Thematik ein. Wir danken ihr sowie allen unseren Moderator:innen der World Cafés – Barbara Thiele (Jüdisches Museum Berlin), Silvia Faulstich (Technologiestiftung Berlin/kulturBdigital), Dr. Christian Bracht (Bildarchiv Foto Marburg) und Sarah Metzler (Landesverband der Museen zu Berlin LMB) – sowie unseren Projektpartner:innen und Gästen für ihre wertvollen Inputs und Beiträge. 

Herzlicher Dank geht auch an Lilli Iliev (Projektmanagerin für Politik bei Wikimedia Deutschland), die das Abschlusspanel moderierte, sowie Dr. Martin Zierold (Leiter des Instituts für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater Hamburg), der als weiterer Gast am Panel teilnahm. (Und wir bitten um Verständnis, dass die Dokumentation der Konferenz erst im Januar 2021 online sein wird.)

Kompetenzaufbau

Wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr viele Interessierte an unserem Workshop-Angebot, das in Form von Online-Veranstaltungen stattgefunden hat, teilgenommen haben. Um alle digiS Termine rechtzeitig mitzubekommen, abonnieren Sie gerne unseren Newsletter. Schreiben Sie uns dafür eine Mail an digis@zib.de. Die Termine finden Sie auch regelmäßig auf der Website

Wir bleiben auf dem Laufenden: Nach der  Urheberrechtsreform vom Juni 2021 wurde im November in Zusammenarbeit mit Dr. Paul Klimpel (iRights.Law) und Katrin Lehnert (DDF) das Bulletin “Urheberrechtsreform 2021. Neue Chancen für das kulturelle Erbe” veröffentlicht. Es bietet eine erste Analyse zur Urheberrechtsreform und ihrer Bedeutung für Kulturerbeinstitutionen.  

https://the-public-domain-review.imgix.net/collections/amundsen-s-south-pole-expedition/6504420251_dcbda2804b_o.jpg?w=600
Amundsen’s South Pole expedition. Rechte: PD Worldwide. Quelle: Internet Archive / University of Toronto Libraries

Abschließend ein Ausblick auf 2022

Die Ausschreibung für den nächsten Förderzeitraum bot erstmals die Möglichkeit auch überjährig Fördermittel für Digitalisierungsprojekte zu beantragen. Die Juryempfehlung Anfang Dezember fiel entsprechend aus. Es werden insgesamt für die Jahre 2022 und 2023 nun 23 Projekte gefördert. Damit sind für beide Jahre die Fördermittel erschöpft. Eine neue Ausschreibung wird also erst wieder 2023 für das darauffolgende Jahr erfolgen.

Auch für uns geht dieses Jahr nun zu Ende und wir gehen in den Weihnachtsurlaub. Wir freuen uns darauf, Sie und Euch alle gesund und munter im neuen Jahr wiederzusehen. Passen Sie auf sich auf und genießen Sie ruhige Feiertage mit Ihren Liebsten.